In diesem exklusiven Interview erklärt Amir Harel, General Manager für Visibility Solutions bei Zetes, die zunehmende Bedeutung von Transparenz in der Lieferkette sowie die Vorteile der Vernetzung und des Zusammenspiels in der Lieferkette. Außerdem gibt er Tipps, wie diese Transparenz erreicht werden kann.

Was ist Transparenz in der Lieferkette und warum ist sie so wichtig?

Lieferketten sind zunehmend komplex und global. Außerdem sind aufgrund wachsender Ansprüche von Verbrauchern und der Notwendigkeit von mehr Agilität, Kontrolle und Effizienz viele Akteure beteiligt. Transparenz bezieht sich auf die Bündelung und Zusammenführung von Daten, zu allen kritischen Ereignissen in der Lieferkette, um ein genaues Bild der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erhalten. Diese Einblicke erleichtern eine kontinuierliche Zusammenarbeit und proaktive sowie agile Entscheidungen. Transparenz in Echtzeit kann mithilfe einer modularen Methode für die verschiedenen Phasen der Lieferkette (z. B. Wareneingang, Transport oder Lieferung) oder eines End-to-End-Ansatzes erreicht werden.

Amir Harel, General Manager of Visibility Solutions at Zetes
 

„Datengesteuerte Transparenz zeigt Chancen und Risiken der Lieferkette in Echtzeit auf und ist für die Umsetzung von Industrie 4.0 wesentlich.“

Transparenz in der Lieferkette in Echtzeit ist für viele Branchen wichtiger denn je. Die Forderung der Endkunden nach Schnelligkeit, Statusaktualisierungen, fehlerfreier Logistik und einfachen Retouren ist nicht zu übersehen. Hersteller stehen unter dem Druck, JIT-Produktion (Just-in-Time), höhere Individualisierung von Waren und Nachhaltigkeitsziele, einschließlich Abfallmanagement, zu erfüllen. Transparenz in der Lieferkette ist die einzige Möglichkeit, den schnellen Fluss von Ereignissen in vielschichtigen Lieferketten in Echtzeit zu verfolgen und zu verwalten. Die Wirtschaft unterliegt ständigen Schwankungen, sodass Elastizität unerlässlich ist, um entsprechend dem Bedarf auf- und abzustocken und neue Partner in die Lieferkette aufzunehmen. Die Aufrechterhaltung der Transparenz ist von entscheidender Bedeutung, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber ohne die richtigen Technologien und Strategien ist dies eine Herausforderung.

Wie unterscheidet sich Transparenz in der Lieferkette von Rückverfolgbarkeit?

Rückverfolgbarkeit und Transparenz sind datengesteuerte Prozesse, die für vernetzte, kollaborative und robuste Lieferketten unerlässlich sind, aber ich werde kurz erklären, warum sie nicht dasselbe sind. Rückverfolgbarkeit bezieht auf den Prozess, die Bewegung von Teilen, Produkten und Gegenständen auf granularer Ebene anhand der Artikelkennzeichnung, Serialisierung und Datenkumulierung rückzuverfolgen. Sie erleichtert Track & Trace sowie Produktrückrufe, auch über die jeweilige Filiale hinaus, während Transparenz mit dem Proof-of-Delivery auf der letzten Meile endet. Bei der Transparenz geht es eher um die Maximierung der termingerechten Produktverfügbarkeit, die z. B. die JIT-Produktion oder die Regalverfügbarkeit für Händler ermöglicht.

Complex supply chain network

Wie wird Transparenz in der Lieferkette erreicht und welche Schwierigkeiten gibt es?

Da durch Transparenz in der Lieferkette ein Berührungspunkt und ein kritisches Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt (in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft) dargestellt wird, kann dies nur durch genaue und zugängliche Daten erreicht werden. Digitale Auftragsflüsse und physische Lieferungen müssen synchronisiert und sicher übermittelt werden. Eine Echtzeittransparenz-Plattform vereinheitlicht Daten von nicht miteinander vernetzten Beteiligten und Systemen, um Informationen über die Lieferkette zu erhalten, die auf individualisierbaren Dashboards dargestellt werden. Mit dem Potenzial, zusätzlich externe Daten mithilfe von IoT-Geräten über Wetter, Verkehr, Bedingungen usw. zu beziehen, können die Beteiligten dann sicher beurteilen, was in der Lieferkette geschehen ist, was gerade geschieht und was passieren wird. Entscheidend ist, dass so auch aufgezeigt wird, was nicht wie geplant geschieht. Warnmeldungen zu potenziellen Störfällen (verspätete Fahrzeuge, nicht vollständig ausgelieferte Bestellungen, temperaturbedingte Probleme usw.) sind der Schlüssel für die Handhabung von Ausnahmen. Es können dann Maßnahmen ergriffen werden, um Bestände dorthin umzuleiten, wo sie am dringendsten benötigt werden. Auf diese Weise können Lieferanten unterstützt, KPIs erfüllt und kontinuierliche Verbesserungen vorgenommen werden. Der kontinuierliche Datenfluss in Echtzeit über alle Prozesse in der Lieferkette ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung für die Umsetzung von Supply Chain 4.0.

„Das schwächstes Glied bestimmt die Stärke. Die Zusammenarbeit der Beteiligten und die Harmonisierung der Daten sind für die Transparenz in der Lieferkette in Echtzeit entscheidend.“

Das Aufbrechen von Silos ist der entscheidende Faktor

Damit ein Überblick über alle Akteure und Lieferanten in einer komplexen globalen Lieferkette möglich ist, bedarf es natürlich einer robusten Lösung. Zusammenarbeit ist der Schlüssel, denn die Stärke wird durch das schwächste Glied bestimmt. Lieferketten, die durch Silos mit fragmentierten Datenprozessen und unzureichender Datenerfassungstechnologie beschränkt sind, können keine End-to-End-Transparenz erreichen. Daten sind nur dann von Vorteil, wenn Sie über die richtigen Daten in einem brauchbaren, gemeinsam nutzbaren Format verfügen. Massen von Informationen in verschiedenen Formaten über die verschiedenen Knotenpunkte der Lieferkette hinweg müssen zusammengeführt und in Echtzeit in aufschlussreiche Informationen umgewandelt werden; herkömmliche Kommunikationsmethoden (E-Mail und Fax) sind hier einfach zu langsam.

Blinde Flecken in der Lieferkette sind ebenfalls ein Hindernis, da man nicht kontrollieren kann, was man nicht sieht. Probleme wie Lieferverzögerungen oder Lieferengpässe werden erst erkannt, wenn es zu spät ist, um Ausweichmaßnahmen zu ergreifen. Die leeren Regale in den Supermärkten in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie waren zum Beispiel nicht auf Lieferengpässe zurückzuführen. Das Problem war das Fehlen der Transparenz in der Lieferkette in Echtzeit und die daraus resultierende Unfähigkeit, die Lager- und Versandvorgänge zu beschleunigen. Mit der richtigen Investition ist dies vermeidbar.

Die meisten Verantwortlichen für die Bereiche Lieferkette, Einzelhandel und Logistik, mit denen ich spreche, verfolgen eine Strategie für Transparenz. Einige haben auch Prozesse für ihre eigenen Systeme eingerichtet. Sie finden es aber schwierig und komplex, alle Partner einzubeziehen. Transparenz hat für die verschiedenen Beteiligten unterschiedliche Bedeutungen, sodass ein Rahmen, der volle Transparenz über alle Phasen der Lieferkette ermöglicht, das optimale Ziel ist.

Welchen Rat können Sie Organisationen geben, die Transparenz in der Lieferkette anstreben?

Viele Kunden sind überrascht, dass es nicht notwendig ist, bestehende Systeme komplett auszutauschen bzw. zu überholen oder ein unbegrenztes Budget zur Verfügung zu haben, um Transparenz zu erreichen. Es gibt nicht die eine Technologie, die man vorschreiben kann, da Unternehmen unterschiedliche Prozesse, Probleme und Prioritäten haben. Datenqualität in Echtzeit und Orchestrierung sind jedoch unabdingbar! Der Rat von Zetes lautet: Groß denken, klein beginnen, schnell skalieren. Suchen Sie nach den schnellen Erfolgen und ergänzen Sie Ihre Prozesse, anstatt sie zu ändern. Der Zugang zu Big Data und deren Harmonisierung auf einer Plattform, auf der alle Teilnehmer der Lieferkette zusammenarbeiten, hat Priorität. Durch kleine Anpassungen werden Sie schnell erkennen, wo und wie Sie den größten Nutzen für Ihre Lieferkette erzielen können, einschließlich verbesserter Kontrolle, Prognosen und Lieferanten-KPIs. Sie können dann schnell skalieren, um langfristig Leistung, Rentabilität und Loyalität zu fördern.

 

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