Die dynamische Entwicklung von Trends, Disruptionen und Nachfrage wird die Lieferketten auch im Jahr 2023 vor Herausforderungen stellen. Der Klimawandel wirkt sich auf Logistik, operative Geschäfte und Ressourcen sowie die Präferenzen der Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeit aus. Trotz der Globalisierung beeinflussen geopolitische Unsicherheiten den Warenfluss und führen zu einem veränderten Fokus auf Resilienz und Regionalität. Die steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten sowie die Forderungen nach höheren Löhnen bedeuten, dass es bei der Effizienz keinen Spielraum für Kompromisse gibt. Reaktionsschnelligkeit, Agilität und der verstärkte Einsatz von neuen Technologien werden für Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein, um ihren Wettbewerbsvorteil zu sichern, unerwartete Risiken zu bewältigen und Chancen zu nutzen.

Lassen Sie uns fünf Trends in der Supply Chain betrachten, die voraussichtlich die Logistiklandschaft im Jahr 2023 prägen werden.

  1. Kollaborative Automatisierung zur Bekämpfung des anhaltenden Personalmangels
  2. Der Personalmangel im Lagerwesen, Transport und Logistik gefährdet nach wie vor die Leistungsfähigkeit der Supply Chain. Dieser Mangel ist auf einen schrumpfenden Talentpool zurückzuführen, da ältere Arbeitnehmer in Rente gehen und durch weniger Berufsanfänger ersetzt werden: In Europa wird es 2050 95 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter geben als 20151. Die Integration von Automatisierungslösungen kann dazu beitragen, Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, die personellen Kapazitäten zu maximieren und Produktivität, Arbeitsabläufe und Nutzung der Lagerflächen zu optimieren. Moderne Technologien wie autonome mobile Roboter (AMRs) ersetzen keine Arbeitskräfte, sondern unterstützen sie bei ihrer Arbeit und lassen ihnen Spielraum für die Wahrnehmung profitablerer und produktiverer Aufgaben. Der optimale Mix aufeinander abgestimmter Technologien zur Optimierung bestehender Prozesse wird erfolgsentscheidend sein. Beispielsweise können AMR-Systeme in Kombination mit Pick-to-Light-Technologie die Kommissionierleistung von < 100 Einheiten pro Stunde bei herkömmlichen Methoden auf bis zu 600 Entnahmen pro Stunde steigern und sich innerhalb von 12 Monaten bereits amortisieren 2.

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  3. Transparenz und Rückverfolgbarkeit für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und der Agilität
  4. Die Logistiknetze sind komplexer als je zuvor. Somit ist Transparenz zum entscheidenden Faktor für eine effiziente Supply Chain geworden. Doch obwohl End-to-End-Transparenz unverzichtbar ist, fehlt es mehr als der Hälfte der Unternehmen immer noch daran.3 Die Beseitigung von Datensilos und blinden Flecken bringen weitreichende Vorteile mit sich. Dazu gehören die Zusammenarbeit aller Beteiligten, die Eindämmung von Streitfällen, die Kommunikation und Statusmeldungen in Echtzeit sowie die Fähigkeit und der nötige Einblick, schnell optimale Entscheidungen zu treffen. Mit dem kontinuierlichen Anstieg des E-Commerce ist intelligente Bestandsführung auch für eine hervorragende Omnichannel-Präsenz und die Vermeidung von Umsatzeinbußen entscheidend. Echtzeittransparenz ist hierfür grundlegend. Sie wird möglich, wenn Ereignisdaten auf dem Warenfluss durch die Lieferkette konsequent und zeitnah erfasst werden. Die verbesserte Transparenz durch Datenzusammenarbeit ermöglicht es Handel, Logistikdienstleistern und Industrie, Ereignisse in der Lieferkette rückwirkend zu analysieren. Dies ist unerlässlich für perfekte Rückverfolgbarkeit und Track & Trace. Rückverfolgbarkeit genießt zunehmend an Priorität, da Kunden gegenüber Regulierungsbehörden die Herkunft und Echtheit ihrer Produkte, ihre Integrität und Konformität nachweisen und Rückrufe effizient managen müssen. Beispiele hierfür sind die Fälschungsschutzrichtlinie für Arzneimittel und die Tabakproduktrichtlinie.

  5. Grüne Logistik
  6. Die grüne Logistik wird von mehreren Faktoren angetrieben. Hierzu gehören Ziele für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung, Kundenbindung und die Notwendigkeit klimafreundlicher Supply Chain-Strategien zur Sicherung von Versorgung und Ressourcen. Müll ist ein großes Problem für Umwelt und Handel. Statistische Untersuchungen belegen, dass weggeworfene Lebensmittel für rund 8 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Allein in den britischen Lieferketten gehen 4,2 Tonnen Lebensmittel verloren oder werden verschwendet, davon allein 1,5 Tonnen bei der Produktion.4.Über die Hälfte der Online-Kunden gibt an, besorgt darüber zu sein, dass der Anstieg des Onlinehandels zum Umweltproblem wird. 52 Prozent sagen, dass sie einen Online-Shop mit umweltfreundlicheren Lieferungen gegenüber anderen Online-Shops bevorzugen würden5 . Um ihre Ökobilanz zu verbessern und Kosten zu sparen, benötigen Läger Energiemanagementsysteme, die den Stromverbrauch senken (und/oder Strom aus erneuerbaren Quellen nutzen), Kohlendioxidemissionen reduzieren und insgesamt weniger Abfälle produzieren. Dies umfasst auch das Treibstoffmanagement und effiziente Ladeprozesse. Zu den prognostizierten Trends gehören auch das Tracking von Fahrzeugen und eine Zunahme von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Intelligentere Lieferketten auf der Basis verbesserter Kontrollen und mehr Transparenz werden Unternehmen bei der Erreichung des EU-Ziels helfen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Man schätzt, dass jeder Euro, der in die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung investiert wird, eine Rendite von 14 Euro generieren wird6. Weniger Versandfehler und effiziente Zustellprozesse können ebenfalls maßgeblich zu weniger Verschwendung beitragen.

  7. Kreislaufwirtschaft in der Supply Chain
  8. Laut dem Circularity Gap Report7sind nur 8,6 Prozent der Weltwirtschaft kreislauforientiert, und mehr als 90 Prozent der abgebauten und verbrauchten Ressourcen kehren nicht in die Produktionszyklen zurück. Aus den veränderten Erwartungen der Verbraucher, globalen Disruptionen und Umweltproblemen ergibt sich jedoch ein dringender Bedarf für eine Kreislaufwirtschaft. Die Lieferketten sind für vier Fünftel der Treibhausgasemissionen verantwortlich.8Daher bedeutet die Umstellung von der linearen auf die Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Die Vereinten Nationen haben die Ziele für nachhaltige Entwicklung dargelegt, die für die globalen Lieferketten bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie beginnen müssen, „den Kreis zu schließen“, was Kosten spart und den Planeten schont. Die Europäische Kommission schlägt vor, dass in der EU verkaufte Produkte die Standards für die Kreislaufwirtschaft erfüllen sollen. Gemeint ist damit, dass sie lange haltbar, wiederverwendbar, reparierbar und recyclingfähig sein und recyceltes Material enthalten sollen. Effizienz in Rücknahmelogistik und Retourenmanagement wird entscheidend zur Verlängerung der Produktlebenszyklen und zu Strategien für den Wiederverkauf, die Wiederaufbereitung und das Recycling beitragen.

  9. Optimierung auf der mittleren Meile
  10. Die mittlere Meile bezieht sich in der Regel auf Prozesse im Zusammenhang mit dem Transport von Waren zwischen verschiedenen Betrieben, bevor sie kommissioniert und an den endgültigen Bestimmungsort versendet werden. Die mittlere Meile ist für die Optimierung und Resilienz der Supply Chain von entscheidender Bedeutung. Daher lohnt es sich, die Bemühungen im Jahr 2023 auf diesen Teil des Logistikprozesses zu konzentrieren. Die mittlere Meile umfasst zahlreiche Logistikvorgänge. Investitionen in die richtige Technologie können die Kosten deutlich senken – bei gleichzeitiger Steigerung der Leistung. Das rasante Wachstum der 3PL-Branche, die einen Teil der Aktivitäten auf der mittleren Meile übernimmt, bedeutet, dass die Lieferketten mit einer Vielzahl von Akteuren in der Supply Chain noch komplexer geworden sind. Daher war es noch nie so wichtig, Daten von der ersten bis zur letzten Meile zu erfassen, zu konsolidieren und auszutauschen, um Transparenz zu schaffen.

    Investitionen in die richtige Technologie können die Kosten deutlich senken – bei gleichzeitiger Steigerung der Leistung.

Fazit

Trotz anhaltender Disruptionen und Unwägbarkeiten in den Lieferketten wird das Jahr 2023 auch Chancen für Erholung und Innovationen bieten. Allerdings werden steigende Kosten auf die Gewinnspannen drücken. Dies kann nur durch höhere Effizienz ausgeglichen werden. Trends wie Arbeitskräftemangel wirken sich zusammen mit Umweltbelangen und -zielen auf die vielschichtigen Lieferketten aus. Exzellente Erfüllung, klare Zuständigkeiten und Wettbewerbsfähigkeit lassen sich nur durch Resilienz und Agilität erreichen. Da Nachhaltigkeit nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein wird, werden die digitale Transformation und die lückenlose Transparenz den Unternehmen helfen, Verschwendung zu reduzieren und effizienter und transparenter zu wirtschaften.

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