Interview mit Pascal Longchambon, Experte für Identifizierung und Rückverfolgbarkeit bei Zetes, über den aktuellen Stand der Rückverfolgbarkeit im Pflanzenschutzsektor

Könnten Sie uns einen kurzen Überblick über die Vorteile der Rückverfolgbarkeit für den Pflanzenschutzsektor geben?

Starten wir mit der Voraussetzung, dass ein effizientes, modernes Rückverfolgbarkeitssystem nur möglich ist mit einem automatischen Datenträger (Barcode oder Data Matrix- bzw. QR-Code, RFID-Chip), der für die schnelle, zuverlässige Datenerfassung sorgt. Dieser (für die Produkt-ID obligatorische) Träger hat sich so entwickelt, dass er in zwei Schlüsselbereichen mit relevanten Informationen angereichert wird:

Real-time data
 
  • die Ergänzung kontextbezogener Produktionsdaten (Chargennummer, Verfallsdatum usw.) für die automatische Überprüfung dieser Informationen in jeder Phase der Erfassung sowie
  • das Hinzufügen eines eindeutigen Identifikators für eine spezielle Produktreferenz (allgemein als „Serialisierung“ bezeichnet), mit dem sich die Einheit zurückverfolgen lässt (Granulometrie auf der Produktebene).

Diese Entwicklungen haben sich bereits in anderen Märkten bewährt und werden im Pflanzenschutzsektor durch den CRISTAL-Standard geregelt. Die Vorteile sind enorm: Digitalisierung der Produktion, Transparenz und Überwachung der Bewegungen in der Supply Chain, Echtheitsgarantie usw.

Welche Veränderungen müssen Unternehmen umsetzen, um die Einhaltung des Standards in ihrem Sektor zu gewährleisten?

Die Auswirkungen sind erheblich, denn für die kontextbezogene Identifizierung muss das Unternehmen in der Lage sein, Datenträger zum Zeitpunkt der Verpackung zu bedrucken, also bei laufendem Betrieb. Dies bedeutet, dass der automatische Identifikator auf zwei Ebenen von einem statischen in einen dynamischen Zustand übergeht:

  • Chargenebene
  • Produktebene (Serialisierung) pro Charge.

Die Veränderungen lassen sich in zwei „Dimensionen“ betrachten. Vertikal: Alle Partner werden einbezogen. Hierzu gehören Vorgänge wie die Planung, der Verpackungsbetrieb, die Kommunikation mit Peripheriegeräten (Lesen/Schreiben), die Ausführung von Aufgaben und natürlich die Chargenberichte, ihre Speicherung in der Cloud sowie bei Bedarf Verbindungen zu den Behörden. Horizontal: Auf der Einzelebene muss die Verpackung global verwaltet werden. Automatisierte Identifizierungsprozesse erhalten eine neue Dimension der Kommunikation, Interdependenz und vor allem der Zusammenarbeit mit der Umgebung von dem Einzelstück bis hin zur Palette.

Eine effiziente, bewährte und resiliente Lösung ist hierfür unverzichtbar. Diese bietet zahlreiche Vorteile: Alle Prozesse werden überwacht. Der Verpackungsbetrieb wird einfach und sicher sowie der Standard ohne Leistungsbeeinträchtigungen eingehalten, und es entsteht eine neue Dimension der Rückverfolgbarkeit.

Wie gut gelingt die Anwendung des Standards in der Branche?

Wir arbeiten mit führenden Akteuren im Pflanzenschutzsektor zusammen. Diese haben jeweils eigene Strategien und Planungen für die Implementierung. Die Phasen sind häufig progressiv angelegt (erst Serialisierung und dann Aggregation). Unser pragmatischer Ansatz wurde auf Grundlage langjähriger Erfahrungen entwickelt und ermöglicht die Einbeziehung eines umfangreichen Portfolios an Standardprozessen.

Von der Datenquelle bis zur Ausführung in einer hochgradig automatisierten Umgebung besteht das Ziel darin, die Produktion in einer Weise zu digitalisieren, die den physischen Bewegungen genau entspricht. Unsere Kunden sind immer wieder überrascht darüber, wie einfach die Anwendung einer Lösung ist, die sie sich sehr komplex vorgestellt hatten.

Was würden Sie Unternehmen raten, die sich für eine Lösung zur Serialisierung/Aggregation entscheiden möchten?

Ein Standort-Audit ist essenziell.

Für eine solche Lösung müssen viele Fachbereiche zusammengeführt werden, die jeder „Phase“ der Prozessinformationskette entsprechen (von der Sequenzierung bzw. Cloud-basierten Datenspeicherung bis zur physischen Präsenz des Produkts im Werk). Die Wahl sollte auf einen Partner fallen, der sehr erfahren ist, um die Implementierungsverfahren optimal begleiten zu können. Hierzu gehört eine detaillierte Analyse und ein entsprechender Bericht über alle erforderlichen Voraussetzungen, die gewählte Architektur und die damit verbundenen betrieblichen Veränderungen (von der Anwender- bis zur Administratorebene).

Können Sie die Rolle der Aggregation im Rückverfolgbarkeitsprozess und ihre Vorteile für das Unternehmen erläutern?

Bei der Aggregation kann ein einzelner „übergeordneter“ Identifikator (der des Containers) verwendet werden, um alle „untergeordneten“ Identifikatoren (die des Inhalts) zu finden. Während der Abfrage und insbesondere bei Transfers (zwischen Standorten oder Besitzern) können diese Verknüpfungen die Erfassungsgeschwindigkeiten verzehnfachen. Dadurch werden viele wiederholte Lesevorgänge auf der untersten Hierarchieebene vermieden. Wenn die Produktion auf der Karton- und der Palettenebene aggregiert wird, lassen sich durch einfaches Einlesen der Palettennummer hunderte oder tausende primäre Verpackungseinheiten auffinden. Oft wird dieser Prozess lediglich empfohlen. Doch letztendlich ist seine Anwendung zu Gunsten der Produktivität in der gesamten Supply Chain fast unverzichtbar.

Welche Angebote von Zetes können Unternehmen bei der Erfüllung der Vorschriften unterstützen?

Wie schon gesagt, ist der Einsatz einer speziellen Execution-Lösung im Kontext der „Dynamisierung“ der Identifizierung unvermeidlich. Eine solche Lösung erfordert unterschiedliche Fähigkeiten, die interoperabel gemacht werden müssen. Hierzu gehören: Informationstechnologie (IT) für Transaktionen (Austausch mit Informationssystemen), IT für Verwaltung und Aufsicht (Web), industrielle IT (HMI, Kommunikation, Datenformatierung und -analyse), kollaborative und vernetzte Automatisierung in Echtzeit. Wir decken mit der ZetesAtlas-Lösung all diese Fähigkeiten ab, einschließlich der Planung und Installation von Identifizierungsstationen (in unseren beiden Planungsbüros).

Dies ist ein grundlegender und beruhigender Aspekt für unsere Kunden: ein zentraler Ansprechpartner für Analysen, Implementierung und Support über den gesamten technischen Bereich hinweg.

Vor der Herausforderung der dynamischen Identifizierung erweisen sich viele Tools, Architekturen und Ansätze als obsolet. Als ausgereifte, flexible, resiliente und einzigartige Execution-Lösung bis hin zur Einzelverpackungsebene kann ZetesAtlas eine effiziente, unabhängige und skalierbare Umgebung gewährleisten.

ZetesAtlas ist zudem eine Komponente des Supply-Chain-Lösungsportfolios von Zetes. Zusätzlich zum bewährten Know-how auf dem Gebiet der Identifizierung verfügt Zetes sowohl über vertikales Fachwissen über Logistikprozesse, Technologien und die Integration in betriebswirtschaftliche Software als auch über horizontale Kompetenzen für die Bereitstellung von Visibility- und Traceability-Systemen für Supply-Chain-Prozesse und die Zusammenarbeit in Echtzeit von der Produktion bis zum Endverbraucher. Diese Eigenschaften machen Zetes zu einem einzigartigen Player auf dem EMEA-Markt, und ermöglichen es, die geschützte Digitalisierung von Supply-Chain-Prozessen anzubieten und dabei optimale Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten – die gesamte Supply Chain, sowohl intern als auch global.

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