Mangel an Transparenz in der Lieferkette und Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittelindustrie kann zu unnötigen Produktrückrufen führen und den Ruf einer Marke gefährden. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie End-to-End-Lösungen dies verhindern können.

Lebensmittelhändler und Erzeuger sind aufgrund massiver Produktrückrufe und Lebensmittelskandale häufig in den Nachrichten. Aber wie können sie dies vermeiden und den Ruf ihrer eigenen Marke schützen? Und noch viel wichtiger, wie können Sie Ihren Kunden die Sicherheit von Lebensmitteln garantieren?

Sébastien Sliski, Geschäftsleiter für Supply-Chain-Lösungen bei Zetes, erklärt, wie wichtig es ist, dass Händler über die Vorgänge innerhalb der Lieferkette informiert sind – und das dank End-to-End-Lösungen nahezu in Echtzeit. Und wie sie durch Überarbeitung ihrer Prozesse und Einsatz einer digital vernetzten Supply Chain zu einer größeren Transparenz und besseren Kontrolle über ihren Warenfluss gelangen. Gerade in Situationen, die zu einem Rückruf von Produkten führen, ist dies für Händler und ihre Lieferanten entscheidend. Nur so können sie schneller reagieren und Verzögerungen vermeiden sowie die Ursache und die Anzahl der betroffenen Produkte feststellen, damit das mögliche Risiko für den Endverbraucher drastisch reduziert wird.

Von der Erzeugung auf den Teller – hier geht es um Rückverfolgbarkeit

Die digitale Integration von Lieferanten und ebenso ihren Unterlieferanten ist wesentlich, wenn Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Lieferkette haben möchten. Verbraucher fordern soziale Verantwortung und Geschäftstätigkeit nach ethischen Grundsätzen. Unternehmen benötigen daher eine bessere Kontrolle und höhere Transparenz für die Quellen ihrer Produkte. Auch wenn die EU-Sicherheitsvorschriften Händler generell absichern, solange diese ihre Lieferanten eine Station vor und nach ihnen rückverfolgen können, bleiben Risiken, die sich Handelsunternehmen kaum leisten können. Eine digitale Integration von Lieferanten und ihren Zulieferern ist daher unumgänglich, wenn ein Händler mehr Kontrolle über seine Lieferkette haben möchte. Für die meisten Unternehmen ist es gängige Praxis, alten wie neuen Lieferanten ihre eigenen Richtlinien zur Lebensmittelsicherheit aufzuerlegen. Diese beinhalten in der Regel, dass die Quelle und die Lebensdauer von Produkten nachgewiesen werden müssen. Dazu zählt Tierhaltung, verabreichtes Futter und Injektionen sowie die Lagerung von Produkten und deren Transport von A nach B. An dieser Stelle muss sicherlich mehr getan werden, um eine vollständige Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten und negativen Schlagzeilen zukünftig entgegenzuwirken.

Es gibt viele Gründe, warum ein Produkt als ungeeignet für den menschlichen Verzehr erachtet wird, wobei die Risiken hoch bleiben und niemals wirklich ausgeschlossen werden können. Forschungen zeigen, dass sich an Fleisch und Geflügel, insbesondere an Hähnchenfleisch (etwa 65–70 %) häufig potenziell schädliche Bakterien finden. Bei einigen Fischsorten können auch hohe Werte des Toxins Histamin vorkommen. Probleme entstehen jedoch erst, wenn Lebensmittel nicht ausreichend gegart werden. So wird das Bakterium Campylobacter beispielsweise abgetötet, wenn Fleisch bei Temperaturen über 70 Grad entsprechend seinem Gewicht lange genug gut durchgekocht wird.

Die digital vernetzte Lieferkette

Immer mehr Lebensmittelproduzenten beschäftigen sich mit IoT-Sensoren und Geräten, die mit dem Internet kommunizieren, sodass sie Echtzeitübersichten über die Aktivitäten entlang der Produktionslinie erhalten.

Durch die Nutzung der Cloud-Technologie sind Händler in der Lage, auch ihre Lieferkette zu vernetzen, Daten zu analysieren und eine bessere Zustandsüberwachung der Produkte, wie beispielsweise für verderbliche Waren, zu erhalten. Des Weiteren können sie bei einer möglichen Verunreinigung von Lebensmitteln benachrichtigt werden, unabhängig davon, ob es sich dabei um Probleme mit Vieh, Temperaturschwankungen während des Transports, falschen Garmethoden oder Kühlaspekten handelt. Sensoren in Maschinen, wie beispielsweise Öfen, helfen bei der Überwachung von Temperaturen. Sensoren in LKWs oder an Geräten bei der Überwachung von Transportbedingungen. So kann genau gesagt werden, wo ein Produkt zu welchem Zeitpunkt war und bei welcher Temperatur es über den gesamten Transport gelagert wurde. Durch diese Art der Datenerfassung zu Produkten kann die Einhaltung der Richtlinien zur Lebensmittelsicherheit in der Branche, z. B. hinsichtlich der Kontrolle von Toxinen wie Histamin während der Produktion oder sachgerechten Lagerung von Fisch während der Kühlung, kontrolliert werden.

Mit diesen Daten erhalten Händler einen lückenlosen Prüfpfad an die Hand und können so vermeiden, dass verunreinigte Produkte in die Regale gelangen.

End-to-End-Lösungen & Rückverfolgbarkeit von Produkten für kompletten Rückruf

Mit einer Zunahme von Rückrufaktionen muss die Branche sofort Maßnahmen ergreifen. Wenn sie noch länger wartet, setzt sie sich weiteren Hinterfragungen aus und provoziert einen weiteren Verlust des Verbrauchervertrauens, das in den letzten Jahren ohnehin bereits gesunken ist.

Einer der Hauptvorteile vollständiger Transparenz und Kontrolle über die Lieferkette eines Händlers und aller Beteiligten besteht im Zugriff auf sehr viele Daten, mit denen Kontaminationsquellen sofort vorhergesagt, identifiziert und isoliert werden können, wodurch gezielte und proaktive Rückrufaktionen möglich sind. Sollten kontaminierte Produkte in die Ladenregale gelangt sein, kommt es im Handel in der Tat auf die Geschwindigkeit an, mit der er reagiert. Derzeit gibt es keine Gesetze auf europäischer Ebene, die von Lebensmittelunternehmen die Einführung einer globalen Rückverfolgbarkeit fordern. Regulierungsbehörden sind sich jedoch darüber einig, dass derartige Systeme Kosten für die Zeit bis zur erfolgreichen Durchführung einer Rückrufaktion sparen und größere Probleme verhindern würden.

Wenn Händler umgehend die Quelle eines kontaminierten Produkts erkennen sowie feststellen können, ob sich noch weitere in der Lieferkette und an welchem Ort sie sich befinden, kann umgehend eine vollständige Rückrufaktion durchgeführt und der Schutz von Verbrauchern und der Ruf der Marke gesichert werden.

Die Lebensmittelbranche scheint häufig einen Schritt nach vorne und wieder einen zurückzugehen. Durch Nutzung der Cloud-Technologie und die Kooperation von Beteiligten könnte dieser Kreislauf unterbrochen werden. Nur durch zusätzliche Prozesse und die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten können Händler die Auswirkungen von Lebensmittelskandalen möglichst gering halten und ihre Beziehungen mit Lieferanten und vor allem ihren Kunden schützen und damit das Vertrauen in die Branche wieder aufbauen.

Mit vollständiger Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette können Händler Rückrufaktionen gezielt und proaktiv organisieren.